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SalonfähigOverlay E-Book Reader

Salonfähig /
Roman

Autor: Elias Hirschl

Deutsch
2021 - Paul Zsolnay Verlag

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€ 12,99

Inhalt

Kurztext / Annotation
Was, wenn man sich ein perfektes Leben wie eine zweite Haut überziehen könnte? Willkommen bei Austrian Psycho
Stundenlang übt er vor dem Spiegel seinen Gang, sein Lächeln, seine Art zu sprechen. Julius Varga, der Parteichef, ist das ganz große Idol des namenlosen Erzählers. 'Ich gebe mich für dich auf, Julius. Ich liebe dich.' In seiner Abwesenheit gießt er seine Zimmerpflanzen, als ob dies ein Staatsakt wäre. Auf einer unteren Ebene dient der Erzähler der Partei und eifert seinem Vorbild nach. Er ist besessen von Marken und Äußerlichkeiten und der Ästhetik von Terroranschlägen. Elias Hirschls neuer Roman ist ein großer Wurf und ein Vergnügen. Das wahnwitzige Porträt der Generation Slim Fit: jung, schön, intelligent, reich, oberflächlich und brandgefährlich.

Elias Hirschl wurde 1994 in Wien geboren. Er ist Autor, Musiker, Slam Poet und schreibt für Theater und Radio. 2020 erhielt er den Reinhard-Priessnitz-Preis. Bücher u.a.: 'Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt' (Roman, 2016), 'Hundert schwarze Nähmaschinen' (Roman, 2017) und bei Zsolnay die Romane Salonfähig (2021) und Content (2024).

Textauszug
3

Als Nächstes geht Julius Varga in seiner Rolle als Keynotespeaker und Moderator der Bundesleitungsklausur der Jungen Mitte zum dritten und wichtigsten Tagesordnungspunkt über und lässt die anwesenden Bundesobmannstellvertreter, die Bundesländer-, Gemeinde- und Bezirksvertreter sowie deren jeweilige Stellvertreter, die Abgeordneten, die EU-Abgeordneten, die Generalsekretärin, den Vizegeneralsekretär, den Grafik- & Multimediamanager, die Leiterin Projekte & Planung, den Pressesprecher sowie die Neuzugänge und Praktikanten unter dem Holzbalkendach des Gasthofs Zum goldenen Hirschen im niederösterreichischen St. Gottfried mittels Handzeichen über die bevorzugte Eventlocation der in drei Monaten anstehenden Mottoparty abstimmen.

Es ist seine letzte öffentliche Ansprache vor der versammelten Parteijugend, bevor er morgen als jüngster Bundeskanzlerkandidat der österreichischen Geschichte ins Wahlkampffinale ziehen wird. Ich bewundere die professionelle Ruhe seiner Stimme, seine sorgfältige Auswahl der Themen, die millimetergenau gesetzten Pausen und Schwerpunkte, seine perfekt sitzenden, schwarz glänzenden Haare, die sich schneidig von vorne nach hinten über seinen wohlgeformten Schädel ziehen, seine Krawatte, die sich elegant um seinen Kragen schlingt, und sein absolut natürliches Lächeln, das jeden Einzelnen im Publikum persönlich erreicht. Vor ihm präsentiert sich ein hölzernes Rednerpult, auf dem seine bügelglatten Notizblätter liegen, die er in den zwanzig Minuten seiner Rede nicht ein einziges Mal angesehen hat. Neben ihm steht ein futuristisch wirkender Aluminiumstuhl, an dem sein charakteristischer Gehstock mit silbernem Pferdekopf-Knauf lehnt. Der Stuhl ist selbstverständlich nicht zum Sitzen gedacht, sondern um einen optimalen Kontrapunkt zum schweren Holz zu bilden - ein kritischer, fragender Kontrast zwischen Eleganz und Funktionalität, die perfekte visuelle Fusion aus Tradition und Moderne, die auf subtile Weise die Kernpositionen der Partei widerspiegelt. Erwartungsvoll schaut Julius ins Publikum und wartet auf Vorschläge.

Ich sitze auf einem Massivholzstuhl mit weinroter Lederpolsterung und halte ein volles Glas Dom Pérignon in der Hand. Meine schwarzgefärbten Haare gegelt und nach hinten gekämmt, meine Krawatte ordentlich gebunden, meine Mundwinkel zu einem Lächeln gehoben, von dem ich hoffe, dass es natürlich wirkt, und während ich an Julius' Lippen hänge, sind meine Gedanken bei den Kindern, die bei dem Anschlag in Kabul heute Morgen ums Leben gekommen sind.

Die Bundeslandvertreterin Kärnten trinkt einen Schluck Fanta, kratzt an ihrer Akne herum, zeigt auf und schlägt auf die Worterteilung des Moderators hin das Casineum Velden vor. Fünfzehn Hände gehen hoch, senken sich wieder. Danach erteilt Julius dem Bundeslandvertreter Steiermark das Wort, der den Landhauskeller Graz vorschlägt: 24 Hände. Alle zerfetzt. Eine Autobombe, hat der Nahostkorrespondent gesagt. Ein graues Auto ohne Nummernschild. Ohne Vorwarnung. Mitten auf dem Schulgelände. Ein Akt, so grausam, dass man sogar ein minimales Zittern in Walter Horns Stimme vernommen hat, als er es heute Morgen in den Nachrichten verkündet hat.

Ich schaue an die hölzerne Decke des Gasthofs, den Julius bei der letzten Bundesleitungsklausur ausgesucht hat. Als er noch Staatssekretär war. Als ich noch ein Niemand war.

Oberösterreich schlägt den Skygarden in Linz vor: sechzehn Hände. Über den ganzen Schulhof verteilt, über das baufällige Gebäude, über die angrenzende Einkaufsstraße. Ich schüttele anteilnehmend den Kopf, schaffe eine geistige Brücke zwischen mir und den Opfern.

Niederösterreich schlägt den Tanzpalast in Baden vor, und der Grafik- & Multimediamanager Karl Voigt, den ich durchaus als meinen besten Freund bezeichnen würde, fragt, ob der n

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Buchdetails

Titel: Salonfähig
Untertitel:Roman
Autor:Elias Hirschl
Verlag: Paul Zsolnay Verlag
Erscheinungsjahr:2021
Sprache:Deutsch
256 Seiten
ISBN-13: 978-3-552-07263-3

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